Wäre Paris ein Suppenteller, dann würde Sacré Coeur am obersten Rand thronen und auf die schimmernde Bouillon aus Boulevards, Uferpromenaden und den allseits bekannten Pariser Sehenswürdigkeiten schauen.
Wer stets nur auf diesen einen Punkt im Zentrum blickt, verpasst den Reichtum, der sich rund um den Rand dieses „Suppentellers“ ausbreitet. Gerade im Zuge der Olympiavorbereitungen hat der Pariser Norden, jenseits der Périphérique, einen enormen Aufschwung erfahren und präsentiert sich heute kantiger, bunter und dynamischer als je zuvor.
Viertel wie Saint-Denis und Saint-Ouen sind zu lebendigen Laboren für Kunst, Kultur und Gastronomie geworden. Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich – und offenbart eine andere, aufregende Seite der Stadt der Lichter.
Pariser Norden im Wandel
Die Zeiten, als Paris mit dem „Périph“ endete, und Touristen die „quartiers chauds“ des Pariser Nordens mieden, sind vorbei. Die olympischen Spiele, das olympische Dorf und neue Must-sees haben das Image der angrenzenden Vororte Saint-Denis und Saint-Ouen aufpoliert.
Attraktive gastronomische und kulturelle Angebote, die in der Vor-Olympia-Ära noch als „typiquement parisien“ galten, locken nun neugierige Touristen aus dem Stadtkern der Millionenmetropole heraus.
Der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes um Paris vereinfacht den Zugang zur Banlieue und verbindet sie untereinander. Im Rahmen des Mega-Projektes „Le Grand Paris Express“ werden in den nächsten Jahren (bis 2031) vier neue Linien im Großraum von Paris eröffnet, inkl. 68 neuer Bahnhöfe, die zu 80% ans bestehende Pariser Nahverkehrsnetz angebunden sind.
Neben den neuen automatisch fahrenden Metrolinien 15, 16, 17 und 18 wurden in der olympischen Vorbereitung bereits aktive Linien erweitert. Die Metro 14 verlässt nun Paris über die Porte de Clichy, durchquert Saint-Ouen und endet in der hochmodernen neu gebauten Station Saint-Denis-Pleyel.
Dort ragt das neu eröffnete Hôtel H4 Hotel Wyndham Paris Pleyel Resort mit seinen 697 Zimmern gen Himmel, die größte Hoteleröffnung im Großraum Paris seit über 50 Jahren. Ideal gelegen für Besucher, die nicht nur den historischen Stadtkern von Paris, sondern auch die neuen Trends des Pariser Nordens erkunden wollen.
Das Hotel liegt direkt an einer Metrostation, verfügt über ein eigenes Restaurant, ein Schwimmbad, eine Sky Bar in der 40. Etage, ein Parkhaus und einen hochmodernen Fitnessraum über den Wolken.
Adresse: 149, boulevard Anatole France, 93200 Saint-Denis
Touristischer Mehrwert: Neue gastronomische Angebote
Restaurants wie das Meïda des früheren Top Chef (Koch-TV-Format in Frankreich) Gewinners Mohamed Cheikh, der in Seine Saint-Denis geboren wurde, stehen neben der gigantischen Hoteleröffnung für den Aufschwung der nördlichen Pariser Banlieue in der postolympischen Ära.
Direkt am schönen Rathaus von Saint-Ouen gelegen, serviert er in seinem ersten eigenen Restaurant über zwei Etagen eine gastronomisch mediterrane Küche. Seine Mittagsmenüs unter 20 Euro locken unter der Woche ein breites Publikum an.
Adresse: 10 Pl. de la République, 93400 Saint-Ouen-sur-Seine
Auch das Kulturcafé Marguerite Charlie ist ein Beispiel für Pariser Flair in der Banlieue. Neben Brunch, Mittag und einem Goûter gibt es jeden Monat eine neue Ausstellung junger Künstler aus der Region mit Konzerten und Lesungen.
Adresse: 10 Pl. de la République, 93400 Saint-Ouen-sur-Seine
Sightseeing
Nur ein paar Schritte vom Café entfernt, liegt die Basilika Saint-Denis, die letzte Ruhestätte französischer Könige und Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen seit Dagobert im Jahr 639 bis zu Ludwig XVIII. im Jahr 1824. Ein echtes Juwel im Pariser Norden, das mit der M13 vom Stadtzentrum aus sehr gut zu erreichen ist.
Die Basilika Saint-Denis verlor vor fast 2 Jahrhunderten (1837) durch einen Blitzeinschlag ihren 90 Meter hohen Nordturm. Wegen Einsturzgefahr und kräftiger Winde beschloss der zuständige Architekt Debret, die Turmspitze abzutragen. Zurück blieb ein asymmetrisches Gotteshaus. Bis heute.
Notre-Dame de Paris ist noch nicht ganz fertig, schon beginnt Frankreich ein weiteres Großprojekt zur Erhaltung seines religiösen Erbes: Der Nordturm der Basilika Saint-Denis soll bis 2029 wieder aufgebaut werden. Dazu werden 20 Millionen Euro von den Departements der Île-de-France bereitgestellt. Eine beträchtliche Summe, die ursprünglich für Notre-Dame de Paris bestimmt war.
Kultur und Kunst
Als modisches Highlight im aufstrebenden Pariser Norden sticht das 19M hervor, ein einzigartiger Ort, der das Know-How und Handwerk der Mode in Szene setzt.
Auf einer Fläche von 25.500 m2 vereint er 11 ansässige Kunsthäuser und das Maison ERES mit knapp 600 Mitarbeitern, die für Chanel oder andere Marken der Haute Couture und des Prêt-à-Porter arbeiten, sowie eine Schule, ein Café und eine Galerie.
La Galerie du 19M zeigt kostenlose Ausstellungen rundum das Kunsthandwerk der Mode mit Stücken großer Designer, die auf den Fortbestand und die Aufwertung des weltweit einzigartigen außergewöhnlichen Know-hows abzielen und dabei das wachsende Interesse der jungen Generation und der breiten Öffentlichkeit an handwerklichen Berufen widerspiegeln.
Adresse: 2 Pl Skanderbeg, 75019 Paris
Nach Olympia: Gentrifizierung in vollem Gang
Die letzten Athleten haben mit dem Ende der paralympischen Spiele das olympische Dorf verlassen. Nun gilt es 2807 Wohneinheiten bewohnbar zu machen (Quelle: Emmanuel Blum, General Manager der Agence POP – Plaine commune vous Ouvre ses Portes) und mit Menschen zu besiedeln. Ende 2025 soll es soweit sein.
Die Kaufpreise übersteigen die Kaufkraft der Bewohner der nördlichen Banlieues, sodass sich die Bevölkerung diversifizieren wird. Für Pariser und Pariserinnen aus dem dicht besiedelten Stadtkern ergeben sich neue Perspektiven, nicht nur im Hinblick auf den – aus ihren Augen – günstigeren Wohnraum, sondern auch durch die neuen kulturellen und gastronomischen Angebote.
Laut Blum ermöglicht die „Entscheidung für ein gemischtes Programm“, eine soziale Mischung im Viertel aufrechtzuerhalten und gleichzeitig zu einem allgemeinen Ausgleich auf territorialer Ebene beizutragen“.
Die Kultur- und Gatronomieverwöhnten Parisiens und Parisiennes werden mit den neuen Angeboten der nördlichen Banlieue kaum merken, dass sie den Stadtkern verlassen haben.
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