Au revoir ma belle. Ich sitze gerade auf der Dachterrasse des Printemps, einem großen Pariser Kaufhaus, das sich direkt neben der weltberühmten Galeries Lafayette in Paris befindet. Beide Kaufhäuser verfügen über eine große Dachterrasse. Das bekannteste der beiden Kaufhäuser ist ohne Zweifel die Galeries Lafayette. Die schönere, weitaus weniger bevölkerte Dachterrasse allerdings hat definitiv das Printemps!
Au revoir ma belle: Die Dachterrasse des Printemps Kaufhauses in Paris
Ich komme oft hierher. Hoch oben über den Dächern von Paris ist es angenehm friedlich, obwohl die Grands Boulevards am Fuße des Printemps voll von meist gestressten Menschen sind. Ganz zu schweigen von den vielen Autos, die sich jeden Abend hier stauen und mit ihren unterschiedlich tönenden Hupen ein ganzes Konzert veranstalten.
Déli-Cieux: Ein Restaurant mit tollem Blick auf Paris
Bei schönem Wetter kann ich Stunden auf der Dachterrasse des Printemps Kaufhauses verbringen, dabei die Sonne genießen, arbeiten und zwischendurch immer wieder einen Café oder ein erfrischendes Getränk bestellen.
Jean-Christophe ist der Manager des „Déli-Cieux“, dem Restaurant auf der Dachterrasse des Printemps. Er ist 49 Jahre alt und bereits seit 1991 im Printemps beschäftigt. Das Restaurant auf der Dachterrasse führt er seit 2004. Da unsere Kunden bei unseren deutschen Stadtführungen öfters mal nach einem tollen Ausblick auf Paris fragen, führen wir ab und an ein paar von ihnen zu Jean-Christophe auf die Dachterrasse des Printemps.
Die Dachterrasse hat zweifelsohne ihren Effekt. Den meisten Besuchern bleibt beim ersten Anblick der Atem stocken, denn der Ausblick auf Paris ist grandios und die Stimmung hoch oben über den Dächern der Stadt unerwartet ruhig und entspannt.
Der leichte Wind, der heute weht, macht die heiße Sonne an diesem Maitag erträglich. Wir haben den 10. Mai 2017. Bis Ende der Woche werde ich, so ist der Plan, jeden Tag ein bißchen Zeit auf der Terrasse des Printemps verbringen. Ich liebe diesen wunderschönen Ort.
Der Massentourismus ist in Paris heute fast überall. Hier auf der Printemps Dachterrasse allerdings sitzen mit mir im Moment vielleicht gerade knapp 25 Personen. Zur Mittagszeit kommen Angestellte der umliegenden Büros gerne hierher, um bei sonnigem Wetter an der frischen Luft ihre kurze Mittagspause voll und ganz zu genießen. Sobald das warme Buffet schließt, wird es wieder ruhig auf der Terrasse. Dann sitzen hier nur noch vereinzelt ein paar Menschen, die einen Kaffee trinken oder sich nach ihrer Shoppingtour im Printemps Kaufhaus erholen.
Die, wie ich finde, schönste Dachterrasse von Paris hat es geschafft, dem Massenandrang der Touristen aus aller Welt zu entgehen und bis zum Schluss ein echter Geheimtipp zu bleiben! Jean-Christophe arbeitet hier seit mehr als 13 Jahren, an der frischen Luft und mitten in Paris. Er sagt, er sei privilegiert, an so einem außergewöhnlichen Ort unter freiem Himmel mit tollem Blick auf Paris und seine zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie den Eiffelturm, die Oper Garnier, den Grand Palais und den Montmartrehügel arbeiten zu dürfen. Er freut sich jeden Tag auf seinen Job über den Dächern von Paris.
Ich schreibe diesen Beitrag, weil nun eine Ära in Paris zu Ende geht. Am 13. Mai 2017 schließt die Dachterrasse des Printemps. Bisher bot sie allen Besuchern einen beeindruckenden kostenlosen 360 Grad Blick auf Paris. So etwas findet man in der französischen Hauptstadt nicht oft.
Die Dachterrasse der Galeries Lafayette gleich nebenan zum Beispiel ist nach hinten geschlossen und vorn schaut man vor allem auf die monströse Opera Garnier. Die Stimmung heute, drei Tage vor dem Ende der Dachterrasse des Printemps ist nostalgisch und etwas traurig. Jean-Christophe sagt, wie es nur die Französische Sprache ausdrücken kann, dass sein Herz für eine längere Zeit ein Pflaster tragen wird. So traurig ist er, dass er nach so vielen Jahren, seinen Arbeitsplatz verlassen muss. Mit ihm geht ein tolles Team, dass in den letzten Jahrzehnten zusammengewachsen ist und sich mehr als Freunde statt Kollegen betrachtet.
Jean-Christophe oder wie ihn Freunde nennen, „JC“, nutzt diesen Anlass, um Paris den Rücken zu kehren. Viele Franzosen kommen nur zum Arbeiten nach Paris und gehen nach ein paar Jahren mit einem gut gefüllten Geldbeutel wieder in ihre Bretagne, Normandie oder den Süden Frankreichs zurück. Jean Christophe jedoch ist ein waschechter Pariser, sein ganzes Leben hat er in Paris verbracht. Mit der Dachterrasse des Printemps verlässt er nun Paris. Nach Bordeaux geht es, wie er mir mit erwartungsvoller, freudiger Stimme verraten hat. Dort sind die Mieten weitaus günstiger als in Paris. Wer ihn jedoch kennt, hört ein bisschen Wehmut heraus.
Auf der Dachterrasse des Printemps habe ich Geburtstage gefeiert, Zeit mit meiner Familie und Freunden verbracht und gerne mal ein (oder zwei …) Selfie(s) gemacht, wie dieses hier:
Hoch oben über dem stressigen Großstadtleben fühlt man sich irgendwie frei, man steht über der Stadt, über den Dingen und kann in Ruhe über Vieles nachdenken, Pläne schmiede oder in Erinnerungen schwelgen. Ich habe übrigens vor zwei Wochen geheiratet, in Paris. Hätte mir das jemand in der Schul- oder Unizeit gesagt, hätte ich es wahrscheinlich nicht geglaubt! Auch für mich startet nun eine neue Ära, ohne Dachterrasse, aber dennoch mit einem tollen Ausblick in die Zukunft!
Nach ein paar Jahren Umbauzeit wird auf dem Pariser Printemps Kaufhaus übrigens ein Sternerestaurant eröffnet. Als gäbe es davon nicht schon genug!
Au revoir Jean-Christophe, au revoir du schöne Dachterrasse! Wir hatten eine tolle Zeit!
3 Responses
Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, vorallem Gesundheit und Glück für Euer gemeinsames Leben. Ich folge Dir schon recht lange und freue mich immer über Deine Infos.
:):):)
Schade, dass ich diese Dachterrasse nun nicht mehr besuchen kann! Ich darf gar nicht sagen, wann ich das letzte Mal in Paris war: 1984 mit 17 Jahren!!
Aber Paris steht fest auf unserem Reiseplan für die nächste Zeit. Werden uns bei Euch Anregungen holen!
Vielen Dank
Uwe